Vegan und die Liebe



Liebe geht durch Magen, sagten bereits unsere Mütter und Väter. Es stimmt, den Partner auch kulinarisch zu verwöhnen ist das A und O in einer Beziehung. Guter Sex und gutes Essen, eine tolle Kombination. 

Früher erreichte ich die Geschmacksnerven meines Mannes Bernd mit Rouladen in brauner Sauce, der Rotkohl wurde übrigens verschmäht. Auch ein zartes Schweineschnitzel lockte ihn vom Ofen hervor. Besonders wohlschmeckend mit Champignon-Rahmsauce mit frischer Sahne. Beliebt war natürlich (vor allem bei mir selbst) das geilste Pastagericht ever: Spaghetti Bolognese.

Wie zum Henker schneidere ich mir nun vegane Sinneskost aus den veganen Rippen? Ganz ohne Tier, nicht mal ein kleines Ei von Nordstrand? Nicht mal ein bisschen Speck? Was, Speck kommt vom Tier? Ja, leider. Mein Liebster war der Sache nicht zugetan. Das ist und bleibt meine Mammutaufgabe, denn mein Mann ist nicht leicht zu befriedigen.

Wie verständlich, er will auf nichts verzichten was ihn glücklich macht. Weder auf mich, noch auf sein gewohntes Soulfood. Hier im hohen Norden ist man(n) legga Sauerfleisch (würg) oder auch Grünkohl mit fetten Würsten und Schwabbelzeugs. Für mich so gar kein Problem darauf zu verzichten, denn ich habe nie damit angefangen das zu essen.

Ich gebe ja zu, während mein Schatz solchen und ähnlichen Mahlzeiten nicht abgeneigt ist, kam für mich früher nichts über ein leckeres Leberwurstbrot. Ich komme gebürtig aus der Pfalz, wir lutschen die Leberwurst schon vom Schnuller. Da können wir gar nichts dazu! Ehrlich!

Oftmals sind mit bestimmten Mahlzeiten Kindheitserinnerungen verbunden. Früher saß die nordfriesische Familienbande zusammen und aß Grünkohl mit Kohlwurst, dazu süße Kartoffeln. Würde ich jetzt den Geschmack von Leberwurst auf der Zunge schmecken, gälte mein erster Gedanke der Pfalz und unseren Ausflügen. Früher nahm man sein Essen ja noch mit, ohne teuer zu kaufen. Da gab es halt belegte Brötchen und Brote und dass waren die Besten, oder?

Wie stelle ich das nur an, wie bekomme ich meinen Fleischliebhaber auf den rechten Weg? Ich habe ihn nicht gezwungen. Ok, eines abends saß ich bei ihm am Bett und meckerte über seinen/unseren Gesundheitszustand. Ich hatte mal wieder die bahnbrechende Dokumentation „Forks over Knives“ gesehen. Wir müssen was ändern, schau mal die armen Tiere, das kann man doch nicht verantworten etc. in einer Tour. Ich hatte einen Meckeranfall und machte ihn rund. Der arme Kerl.
Warum? In erster Linie ging es mir um unsere Gesundheit. Verseuchtes Fleisch, Öko-Bilanz, versaute Blutwerte, ein hohes Legalitätsrisiko durch die vermehrte Aufnahme von tierischen Produkten im Allgemeinen. Das ist doch alles nichts mehr, wir mussten etwas tun. Vom schnacken ändert sich auch nichts und geschnackt hatten wir bis dato schon oft über die Horror-Tierhaltung und ähnliches. Aber was zum Henker konsumieren wir jetzt jeden Tag?

Ich selbst esse schon immer mit Vorliebe Nudeln mit Tomatensauce oder auch einfach geschabte Spätzle mit Apfelmus. Für uns Frauen sind das echte Gerichte die satt machen. Ich habe den Eindruck Männer finden das nicht so lecker wie wir. Ich habe echt vieles ausprobiert, mit mehr oder weniger Erfolg. Für meinen Wikinger muss Essen stets würzig und gerne sehr salzhaltig sein. Fakt ist: Tofu ist nicht generell ein Ersatz, zumindest schmeckt uns diese abgepackte Soja-Schnitte nicht so sehr.

Worauf wir uns einigen konnten waren Vollkornnudeln mit Pesto oder mit frischer Tomatensauce, natürlich mit viel Knoblauch. Dann ist er glücklich. Selbstgemachtes Knobiöl ist in meiner Küche immer vorrätig. Wenn euer Partner Knoblauch auch so mag könnt ihr ihn damit begeistern und bei der Stange halten.

Euer Partner ist nicht vegan?

7 Tipps wenn euer Partner nicht vegan ist:


  • Ihr könnt niemanden dazu zwingen sein Leben zu ändern, man muss es selbst wollen. So ist beim Abnehmen oder auch für Starkraucher. Gewohnheit ist Sucht. Habt auch Verständnis für diejenigen die sich nicht entwöhnen wollen. Jeder darf über sich selbst entscheiden.

  •     Macht ihm nicht die Hölle heiß, nur, weil ihr wisst wie nachweisbar ungesund Milch, Käse und Co sind. Nehmt euch auch mal zurück und behaltet Wissen für euch. Auch wenn ihr es eigentlich gerne rausschreien wollt (ich kenne die Problematik). Dosiert eure Kenntnis. Wenn euer Partner viel arbeitet und einiges um die Ohren hat macht es keinen Sinn ihn nach einem harten Tag zu Piesacken bzw. ihm neuste Erkenntnisse überliefern zu wollen.

  •     Macht ihm bestimmte Gerichte schmackhaft und verbessert damit seine Ernährungssituation Stück für Stück, wenn auch nur tageweise. Jeder Tag ohne tierische Eiweiße ist ein besserer Tag. Verführt ihn langsam, aber stetig.

  •     Nutzt gezielt Vorlieben des Partners, indem ihr tolle pflanzliche Mahlzeiten zaubert. Fixiert euch auf Gewürze die er mag. Damit simuliert ihr den gewohnten Geschmack und er wird sich langsam umgewöhnen. Beispielsweise schmeckt ein würziger Tsatsiki aus Kokos- und Sojajoghurt mit den gewohnten Gewürzbeigaben 1a. Eventuell etwas stärker abschmecken, falls Sojageschmack unangenehm dominieren sollte.

  •     Wenn er mal einen guten Tag hat dann nutzt die Chance und schaut „mal“ eine Dokumentation wie „Forks over Knives“ an. Wenn er zuhört dann erläutert eure Situation. Warum ihr euch schlecht fühlt, wenn ihr die Missstände der Tiere mitansehen müsst. Er muss erst eine Art Verständnis für diese Umstellung entwickeln, das braucht seine Zeit.

  •     Plant zu Beginn ein bis zwei vegane Tage pro Woche und vermeidet es unbedingt verbissen bei der Sache zu sein oder zu wirken.

  •     Nicht jeder interessiert sich für Tierwohl. Viele empfinden es als natürlich und logisch Tiere zu töten, um sie zu verspeisen. Erklärt die gesundheitlichen Vorzüge und die Zusammenhänge zwischen einer betont pflanzlichen Ernährung in Bezug auf ein gesünderes, längeres Leben.


Fazit zu Vegan vs. Liebe


Ohne Toleranz und die Bereitschaft einen (oder mehrere) Kompromiss(e) zu finden wird es nicht funktionieren. Selbst „normale“ Esser kommen ohne diese Eigenschaften nicht aus und werden an ihrer Beziehung scheitern. Dann eben aus anderen Gründen. Sich auf einen veganen Lifestyle umzustellen bedeutet nicht, dass der bisherige Partner mitziehen muss. Ihm gesammeltes Wissen aufzudrücken macht keinen Sinn. Denkt daran: Wissen, welches ihr euch schon Monate oder Jahre angesammelt habt, kann er nicht in einem Tag nachholen. Auch er muss Zeit haben sich an den Gedanken zu gewöhnen und um die genauen Gründe nachvollziehen zu können. Der stete Tropfen höhlt den Stein, ihr versteht? Seid schlau und bleibt stets bei den coolen Veganern. Meckern bringt euch auseinander!


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